Stellungnahme der
Landesarbeitsgemeinschaft
Katholische Seniorenarbeit
in Baden-Württemberg

Freiburg/Stuttgart 28. November 2003

Generationensolidarität ist alltägliche Realität – Kirchliche Seniorenarbeit wehrt sich gegen „Alters-Feindbilder” Das soziale Sicherungssystem der Rentenversicherung ist in eine Krise geraten. Parteien, Kommissionen und Verbände legen unterschiedliche Reformmodelle vor. Alle sind sich darin einig, dass bei der absehbaren Bevölkerungsentwicklung und der anhaltend hohen Zahl von Arbeitslosen langfristig erhebliche Abstriche notwendig sind. Damit der Beitragssatz der Erwerbstätigen nicht über 19,5% des Einkommens ansteigt, werden den Rentnern spürbare Einbussen zugemutet. Als Verantwortliche für die Katholische Seniorenarbeit in Baden-Württemberg sehen wir mit Sorge, dass dies zu hitzigen Diskussionen und Spannungen zwischen Alt und Jung geführt hat. Leider wird die notwendige Diskussion oft undifferenziert und unsachlich geführt:

  • Wenn immer wieder die „reichen Alten” den „armen Jungen” gegenübergestellt werden, werden falsche Verallgemeinerungen und Feindbilder produziert. Die großen Unterschiede innerhalb der Altersgruppen werden dabei unterschlagen.
  • Wenn den Senioren vorgerechnet wird, dass sie zu einer gesellschaftlichen Belastung geworden sind, weil sie mehr „brauchen” als „bringen”, so ist dies eine höchst einseitige und diskriminierende Sichtweise.

So wird die Lebensleistung der heute Älteren außer acht gelassen. Übersehen werden dabei die vielen materiellen und nicht-materiellen Leistungen der Älteren für die Jüngeren: viele ältere Menschen unterstützen ihre Kinder tatkräftig beim Hausbau, betreuen regelmäßig Enkelkinder, finanzieren den Enkeln den Führerschein ... ganz zu schweigen von dem Vermögen im Wert von 150 Milliarden Euro, das jährlich an die jüngere Generation vererbt wird. Zusätzlich sind viele Seniorinnen und Senioren als pflegende Angehörige für ihre alt gewordenen Eltern und Schwiegereltern zuständig.

In der gegenwärtigen Auseinandersetzung geht leider oft der Blick verloren auf die im Grundgesetz (Art. 1.1) verbürgte unantastbare Würde jedes Menschen. Jedem Menschen steht eine menschenwürdige Behandlung zu, egal wie alt, wie gesund, wie leistungsfähig er ist!

Wir distanzieren uns von Seniorenorganisationen, die pauschal behaupten, die heutigen Senioren werden bei den anstehenden Reformen der sozialen Sicherungssysteme einseitig belastet oder gar „ausgeplündert”. Solche Behauptungen vergiften das Klima zwischen alt und jung, sie missachten die Einschränkungen, die jüngeren Menschen jetzt schon zugemutet werden und die in absehbarer Zeit auf sie zukommen werden. Die Rentenzahlungen, die heute 30-jährige einst zu erwarten haben, werden trotz hoher Beitragsleistungen erheblich geringer als die heutigen Renten ausfallen.

Wir stellen fest, dass für die meisten jungen und alten Menschen die Generationensolidarität nicht nur einen hohen Wert darstellt, sondern auch altägliche Realität ist. Der sogenannte „Generationenkrieg” wird von den Medien herbeigeredet und angeheizt – in der Realität findet er kaum statt.

Wir stellen fest, dass die meisten Senioren keineswegs nach dem Motto „Nach uns die Sintflut” leben, sondern ihren Beitrag zu einer nachhaltigen Sicherung unseres Zusammenlebens leisten.

Für uns heißt „Generationensolidarität”, dass wir Älteren auch der Generation unserer Kinder und Enkel ein gesichertes Alter ermöglichen wollen.

Wir unterstützen alle Bemühungen, die zu einer langfristigen Garantie der Alterssicherung in unserem Land beitragen. Im Sinne der Solidarität halten wir es für notwendig, dabei

  • bei den Beiträgen Einkommen aus allen Einkunftsarten zu berücksichtigen,
  • den Kreis der Beitragszahler auf alle Steuerpflichtigen zu erweitern,
  • die eigenständige Alterssicherung von Frauen zu fördern,
  • Erziehungsleistungen und Pflegeleistungen zu honorieren,
  • ein Anwachsen von Kinder- und Altersarmut zu verhindern.

 

Für das Altenwerk der
Erzdiözese Freiburg e.V.

Edith Fabry

Für das Forum Katholische Seniorenarbeit
Rottenburg-Stuttgart

Alfons Thanner

 
 

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