Stellungnahme zum Thema Palliativmedizin

Die Angst vieler Menschen ist groß, pflegebedürftig, allein und verlassen einem würdelosen Sterbeprozess unter Missachtung des eigenen Willens ausgeliefert zu sein. Dies wird in vielen Gesprächen mit älteren Menschen und in aktuellen Umfrageergebnissen deutlich.

Die Regierung unseres Landes Baden-Württemberg hat sich in den letzten Jahren dieses Themas angenommen und deutliche Verbesserungen im Bereich der palliativen Versorgung erreicht. Dessen ungeachtet gibt es darin noch einen erheblichen Bedarf, wenn man bedenkt, dass es in Baden-Württemberg 12,2 Betten pro Million Einwohner gibt, bundesweit sind es 25 Betten, empfohlen sind sogar 50–70 Palliativbetten pro Million Einwohner.

Die ambulante Versorgung ist inzwischen in unserem Land als gut anzusehen, vor allem Dank des Ausbaus der Brückenpflege und der Hospizarbeit. Diese gute Versorgung bezieht sich aber in der Hauptsache auf onkologische Patientinnen und Patienten, auf welche die Palliativmedizin traditionell ihr Schwergewicht legt.

Als Vertreterinnen und Vertreter der katholischen Alten- und Seniorenarbeit des Erzbistums Freiburg sowie des Bistums Rottenburg-Stuttgart, ist es uns ein wichtiges Anliegen, auf die schwierige Situation vieler multimorbider schwerstkranker älterer Menschen hinzuweisen, die im Endstadium des Organversagens dringend der Hilfe durch palliative Medizin/Care bedürfen, vor allem dann, wenn sie im ländlichen Raum leben. Oft sind sowohl die Hausärzte als auch die Klinikärzte noch nicht genügend vertraut mit den Möglichkeiten der palliativen Versorgung.

Wir sind der Ansicht, dass diese Möglichkeiten aber nicht nur den onkologischen Patienten offen stehen sollten, sondern in gleichem Maße allen anderen Schwerstkranken. Deshalb bitten wir Sie, sehr geehrte Frau Ministerin Dr. Stolz, nach Ihren Möglichkeiten sich dafür einzusetzen, dass

• die ärztliche Fortbildung in diesem Punkt intensiviert wird,
• die Inhalte der Palliativmedizin aufgenommen werden in das Curriculum des Medizinstudiums,
• die Versorgung kleiner und mittlerer Krankenhäuser in ländlichen Regionen mit Palliativbetten ermöglicht wird.

Die Möglichkeit der Inanspruchnahme palliativer Versorgung durch schwerstkranke ältere Menschen ist aus unserer Sicht eine wirksame Maßnahme gegen das Verlangen nach aktiver Sterbehilfe und die erschreckende Suizidalität älterer Menschen.


gez. Edith Fabry und Dr. Philipp Schwarz

 

 
 

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